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Romney’s Lehman-Moment

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Vielleicht geht der 12. September 2012 als der Tag in die Geschichte ein, an dem Mitt Romney seine Chance auf die Präsidentschaft endgültig verspielte. Wie einst John McCain, der nach  dem Zusammenbruch der Lehman Brothers vor vier Jahren hastig reagierte und seinen Wahlkampf unterbrach. Das kam bei den Amerikanern als unstetig herüber. In der Folge stürzte der bis dahin nur einen Punkt hinter Barack Obama liegende Senator in den Umfragen ab.

Einiges spricht dafür, dass Romneys Reaktion auf den tragischen Tod des amerikanischen Botschafters in Libyen in diese Kategorie passt. In den amerikanischen Medien ist bereits von Romneys “Lehman-Moment” die Rede. Einen Gefallen dürfte sich der republikanische Präsidentschaftskandidat mit seinen Einlassungen jedenfalls nicht getan haben.

Hier eine kurze spin-freie Chronologie der Ereignisse:

- Am 11. September veröffentlicht ein Mann, der sich als Sam Basile ausgibt einen anti-islamischen Hetzstreifen im Internet. In Hollywood will ihn niemand sehen. Darin macht er sich in übler Weise über den Propheten Mohamed lustig. Während den Film in Los Angeles niemand sehen will, macht der notorisch Hassprediger Terry Jones aus Gainesville im US-Bundesstaat Florida Werbung für den Streifen.

- Der 14-minütige Trailer verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der islamischen Welt. Binnen Stunden erzielt er eine Millionen “Hits” im Netz.

- Islamische Fundamentalisten in Ägypten, Libyen und andernorts rufen zu Protesten auf. Der Groß-Mufti von Ägypten verurteilt den Film.

- Die von Präsident George W. Bush beförderte und hoch geschätzte Botschafterin in Kairo versucht auf eigene Faust die Gemüter zu kühlen. Sie veröffentlicht VOR DEN PROTESTEN ein Statement, in dem sie die USA von den hetzerischen Inhalten distanziert.

- Präsidentschaftskandidat Mitt Romney veröffentlicht eine erste Stellungnahme am Dienstagabend, in der er die Erklärung der Botschaft verdammt. “Es ist entwürdigend wie die Obama-Regierung in ihrer ersten Reaktion nicht die Angriffe auf unsere diplomatischen Missionen verteidigt, sondern mit denen sympathisiert, die diese Anschläge ausführen.”

- Am frühen Mittwochmorgen verbreitet sich die Nachricht vom Tod des US-Botschafters in Libyen und drei seiner Mitarbeiter.

- Romney entscheidet sich, noch vor dem Präsidenten vor die Kameras zu treten und Obama zu unterstellen, er “sympathisiere mit denen, die in unsere Botschaft in Ägypten eingebrochen sind” statt “Amerika und seine Werte zu verteidigen”.

- Kurz darauf tritt Obama mit Außenministerin Clinton im Rosengarten erstmals vor die Kameras und gibt eine staatsmännische Erklärung ab, in der er die Morde verurteilt und verspricht, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Kein Wort der Entschuldigung, keine Sympathie.

Das Problem an  Romneys Vorpreschen besteht darin, dass es rundherum faktenfrei ist. Der Präsidentschaftskandidat kritisierte Obama für etwas, dass er zu keinem Zeitpunkt sagte oder suggerierte. Tatsächlich pfiff Washington die US-Botschaft in Kairo zurück, die ihre Erklärung zudem VOR und nicht wie Romney sagt nach Eindringen des Mobs gemacht hatte. Der Kandidat war schlicht nicht auf Ballhöhe. Obama meinte dazu später in einem Interview mit CBS, der Herausforderer habe die Tendenz “zu schießen bevor er das Ziel anvisiert”.

Damit fasst Obama den Tenor in den Medien zusammen, die Romneys Statement und anschließende Pressekonferenz als gravierenden Fehler werteten. Ronald Reagans ehemalige Redenschreiberin Peggy Noonan erteilte dem Kandidaten ein glattes Ungenügend. In Zeiten der Krise sei es stets weise “Diskretion walten zu lassen”. Sie sei sich nicht sicher, ob sich Romney “in den vergangenen Stunden einen Gefallen getan hat”.

Die Washington Post nennt es in ihrem Leitartikel “atemberaubend zu sehen, wie der republikanische Kandidat am Mittwochmorgen seinen verbalen Angriff wiederholte, während die Nation die Nachricht vom ersten Tod eines Botschafters seit 1988 verdaute”.

Erfundene Fakten, mangelnder Patriotismus, schlechter Stil – Romney’s Möchtergern-Auftritt als “Commander-In-Chief” zeigte vor allem eines: Ihm fehlen Augenmaß und Reife die Supermacht zu führen. So gesehen war das Romneys “Lehman-Moment”.

 

 


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